Montag, 27. Juli 2015

Lucky - Happy End für einen kleinen Spatz!

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Ha, ich hab´s immer gewusst - Rauchen rettet Leben !!! Denn wenn ich an diesem einen Samstag im Juli nicht für einen kleine Zigarettenpause auf den Balkon gegangen wäre, wäre er wohl jämmerlich in der Hitze verbrutzelt…
Spatzen brüten bei uns schon immer äußerst aktiv unter dem Dach. Und bisher haben wir noch keine aus dem Nest gefallenen Jungvögel gefunden. Warum es dieses Jahr so viele waren – ich weiß es nicht. Drei lagen bereits tot auf dem Balkon, aber einer hatte Glück, landete im Schatten und war somit noch am Leben als ich ihn fand.

Darum haben ihn mein Mann und ich dann auch Lucky getauft. Aber auch ein bisschen deswegen, weil wir ja das Geschlecht erst einmal nicht wussten. Lucky war für beide Fälle geeignet. Irgendwann sind wir dann davon ausgegangen, dass es sich um eine junge Dame handelt, weil das Gefieder dafür sprach. Keine Ahnung, ob wir Recht haben und ob sich das irgendwann nach der ersten Mauser und/oder zur Geschlechtsreife noch ändert. Aber ist ja im Grunde auch egal – für uns ist es jetzt eben eine Dame!
Naja, und so haben wir sie erst einmal mit in die Wohnung genommen um zu schauen, ob sie irgendwie verletzt ist. Aber es gab keine Anzeichen. Die kleinen Stummelflügel waren nicht gebrochen und auch sonst keine sichtbaren Verletzungen. Zurück ins Nest setzen ging nicht, weil wir das Nest einfach nicht erreichen konnten. Ok, dann versuchen wir es eben, ob wir den Piepmatz durchbringen! 
Was war das für ein kleines hilfloses Würstchen an diesem Tag…aber eine Kämpfernatur!

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Dann also erst mal eine kleine Schachtel mit Socken und Taschentüchern etwas ausgepolstert, den kleinen Spatz reingesetzt und mal gegoogelt, was man in so einem Fall überhaupt alles machen muss. Füttern, tränken, warm halten…ok, das schaffen wir. In der nächsten Tierhandlung haben wir dann noch ein Nestlingsfutter und Beoperlen (die überall empfohlen wurden) und einen kleinen Käfig erstanden. Aber auch im Stall von unseren Nachbarn sind wir fleißig auf Fliegenjagd gegangen. Tja und dann ging es los mit alle 1-2 Stunden füttern. Aber Lucky sperrte immer brav den Schnabel auf und fraß von Anfang an mit großem Appetit. Ich muss zugeben, es brachte meinen Alltag zwar schon etwas durcheinander, die Nächte waren kurz und es blieb einiges an Arbeit liegen. Aber was soll´s, es hat so unglaublich viel Freude gemacht.

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Und so nahm Lucky jeden Tag an Gewicht zu und entwickelte sich. Nachdem sie die ersten Tage gut überstanden hatte und sie sich jeden Tag mit einer unglaublichen Geschwindigkeit weiter entwickelte, waren wir bald fest davon überzeugt, dass sie es schafft! Bereits nach zwei Tagen konnte sie selbstständig einigermaßen aufrecht sitzen und sich kurz darauf auch schon auf dem Finger oder einer Stange halten. Die Federn brachen immer mehr aus ihrer Hülle und nach ca. 1 Woche fing sie an sich zu putzen und Gymnastik mit Trockenflugübungen zu machen.

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Nach 10 Tagen dann der erste kurze Flug…zwar mit etwas holpriger Landung, aber immerhin. Ab da gab es kein Halten mehr. Jeden Tag lernte sie etwas Neues. Es war mehr als faszinierend, wie schnell diese Entwicklung ging. Bald hatte Lucky den Dreh beim Fliegen richtig raus und die Flugmanöver wurden immer exakter und gezielter, bis sie dann schon von einem Zimmer ins andere fliegen konnte und jede Landung absolut punktgenau war.
Es war so unglaublich niedlich, wie viel Vertrauen sie uns entgegen brachte. Sie war plötzlich überall mit dabei. Auf der Schulter sitzen war ihr großer Favorit und so war sie in der ganzen Wohnung mit dabei. Sie war schon fast verschmust und genoss die ein oder andere Streicheleinheit. Und Hauptsache, sie konnte sich irgendwo verstecken und in unserer Nähe ein Nickerchen machen.

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Aber ab jetzt musste sich Lucky auch irgendwie an den Käfig gewöhnen, wir konnten sie schließlich nicht die ganze Zeit in der Wohnung herum fliegen lassen. Sie fand aber den Käfig so richtig scheiße und wollte partout nicht drin bleiben. Mit viel Geduld,  Spucke und natürlich Futter klappte das aber auch irgendwann. Zumindest soweit, dass sie einigermaßen ruhig blieb, wirklich gefallen hat ihr das nie. Im Grunde musste sie nur dann in den Käfig, wenn es nicht anders ging.

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Auf alle Fälle wurde sie mit jedem Tag auch neugieriger, mutiger und frecher. Alles musste erkundet und begutachtet werden und z.B. auch mein Schreibtischstuhl wurde gern als Zwischenlandeplatz und für ein paar Dehnungsübungen verwendet. Plötzlich war auch der Fußboden interessant und sie spielte dann auch gerne mal Verstecken unterm Tisch. Sie zog und zupfte an unseren T-Shirt Krägen oder an meinem Ohrring, machte erste Badeübungen auf dem Trockenen und entwickelte sich immer mehr zu einem Spatz, mit allem was dazu gehört. Auch mit dem ganzen Dreck. Mehr als einmal hat sie mir meinen Monitor vollgekackt und die Tastatur schien auch unwiderstehlich zu sein...

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Und nachdem wir ihr ja immer mal wieder mit der Kamera auf die Pelle gerückt sind, war wohl auch die Kamera es wert, genauestens untersucht werden…

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Nur das mit dem komplett selbstständig Fressen und Trinken hat dann doch relativ lange gedauert. Lucky hätte es einfach viel bequemer gefunden, wenn wir sie am besten immer weiter gefüttert hätte. Und ihre Bettelei war am Schluß wirklich ganz schön massiv…man glaubt kaum, welche Lautstärke aus so einem kleinen Körper heraus kommt. Aber auch das mit dem Fressen klappte dann am Ende. Das Nestlingsfutter mit dem Insektenanteil war sowieso relativ bald nicht mehr interessant, die Beoperlen hingegen haben ihr immer geschmeckt. Dann gab es auch eine Apfelphase und irgendwann war sie mal komplett scharf auf Gänseblümchen.

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Bis zum Schluss hab ich es allerdings nicht geschafft, sie einigermaßen scharf im Flug zu erwischen. Lucky war einfach zu schnell. Meistens war sie schon wieder aus dem Bild raus, bevor ich überhaupt den Auslöser gedrückt hatte. Das ist das Beste was ich anbieten kann…

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Irgendwann kam aber die schwere Entscheidung, wie und wann wir sie in die Freiheit fliegen lassen. Ich gebe ganz ehrlich zu, dass Lucky mir in der kurzen Zeit doch sehr ans Herz gewachsen ist und es fiel mir nicht leicht sie so ins große Ungewisse zu schicken. Aber es war klar, dass es sein muss. In diesen Tagen stellten wir den Käfig auch immer wieder auf den Balkon um sie schon mal mit allen Geräuschen vertraut zu machen. Und dann war er da der Tag, an dem wir den Käfig öffneten...

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Ok, das mit dem frei lassen klappte dann gleich mal nicht so, wie wir gedacht hatten. Denn nämlich genau aus dem Käfig in den sie erst nicht rein wollte, wollte sie jetzt plötzlich nicht mehr raus ;-). Irgendwann hat sie sich dann aber wohl doch ein Herz gefasst und ist los geflogen. Dann standen wir erst mal ein bisschen bedröppelt da, weil wir schon an Abschied glaubten. Aber weit gefehlt. Lucky kam zurück...und so ist das bis jetzt. Sie ist zwar mittlerweile die meiste Zeit draußen und tummelt sich bei den anderen Spatzen in den Bäumen, aber sobald wir auf den Balkon gehen kommt sie vorbei und tschilpt ein bisschen mit uns und badet auch gern mal im Trinkwasser. 

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Ja, ok ich geb zu, dass wir auch durchaus noch die ein oder andere Leckerei für sie bereit halten. Zuerst hatten wir Angst, dass sie mittlerweile zu distanzlos gegenüber Menschen, Katzen oder Hunden ist. Aber sie ist schlau, bei Fremden ist sie keineswegs zutraulich. Da ergreift sie sofort die Flucht. Daher machen wir uns keine Sorgen, dass sie sich nicht alleine zurecht findet.
Ich bin sicher, dass sie bald immer mehr Kontakt zu den anderen Spatzen hier bei uns findet und es wird sicher der Tag kommen, an dem sie uns dann nicht mehr besucht. Und bis dahin genießen wir das einfach noch ein bissen, weil es an Niedlichkeit wirklich kaum zu übertreffen ist. Und wir sind froh, dass wir uns nicht so abrupt von ihr trennen müssen.
Es ist so schön, dass wir ihr eine Chance auf Leben geben konnten und wenn sie dann mal alleine unterwegs ist, hoffen wir, dass sie auch weiterhin genauso viel Glück im Leben hat. 

Liebe Grüße
Tanja

P.S. Ja ich weiß, dass es eigentlich Sperling und nicht Spatz heißt, aber ich finde Spatz einfach netter. Und ja, ich kenne die beiden Gags  „ Hast du einen Vogel?“ und „ Hey, du bist gut zu Vögeln!“ (haha, die hab ich in den letzten Wochen durchaus das ein oder andere Mal gehört) ;-) …

8 Kommentare:

  1. Die Geschichte ist wirklich super schön und mich freut es, dass sie ein Happy End hat.
    Die Bilder sind wirklich schön und mir gefällt dein Schreibstil.
    Ich würde mich freuen, wenn du mal bei mir vorbeischaust.
    Liebe Grüße,
    Laura von lauraskreativecke

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  2. Oh, wie schön! Eine wirklich tolle Geschichte! :-)

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  3. Abgesehen von der tollen "Geschichte", finde ich auch die Fotos wirklich umwerfend!!!!
    VG Simone

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  4. Klasse Geschichte und einzigartige Fotos ;o)

    Internette Grüße
    Thomas

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  5. Wunderschön,könnte die Geschichte für ein Buch werden.
    VG Christian.

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  6. Vielen Dank Ihr Lieben. Es freut mich, dass euch die kleine Geschichte und die Fotos gefallen. Es war für mich wirklich ein wundervolles Erlebnis mit dem kleinen Spatz!
    liebe Grüße
    Tanja

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  7. Da hat sich der Spatz ja auch die richtige Familie ausgesucht, vielleicht wirklich der Start in ein langes Leben. :-)
    GLG Antje & Roland

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  8. Schöne Geschichte und wirklich tolle Fotos! Überhaupt eine sehr schöne Webseite.

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