Montag, 19. Mai 2014

Naturfotografie out of Focus... Wie scharf muss ein Bild sein?

Die Schärfe eines Fotos ist ja ein recht objektives Kriterium und an sich fast zwingend erforderlich und ein unscharfes Bild geht wohl bei den meisten den direkten Weg in den digitalen Mülleimer.
In Zeiten wo man als Fotograf von Objektiven höchstmögliche Schärfe und Abbildungsqualität erwartet und Detailreichtum und Schärfe als Qualitätsmerkmal wahrgenommen werden, erscheint es da nicht fast ein wenig als Blasphemie wenn man absichtlich unscharfe Bilder macht?

Ich sage ganz provokant "Nein". Zu den vielfältigen Facetten der kreativen Naturfotografie gehören für mich auch abstrakte und bewusst defokussierte Fotos dazu.
Das soll nun nicht heißen, dass jedes verwackelte Bild zur Kunst deklariert wird und man statt eines Stativs die sogenannte "Kreativität" bemüht hat.
Ich behaupte einem defokussierten Bild sieht man an, inwieweit der Fotograf sich damit beschäftigt hat und ob es ein Unfall war oder eine bewusst gestaltete Aufnahme.

©www.inesmondon.de

Schärfe ist ja irgendwie eine Art festgeschriebene Regel in der Fotografie und ich denke jede Regel die "gebrochen" wird sollte vorher beherrscht werden. Soll heißen, wer keine scharfen Bilder machen kann wird auch kaum imstande sein gute defokussierte Fotos zu machen.
Schon die Motivauswahl für derartige Fotos ist auf keinen Fall Zufall. Nach meiner Erfahrung eignen sich ganz besonders Motive aus der Natur dafür welche eine sehr eindeutige und weder zu "flächige", noch allzu "filigrane" Form haben.
Ich selbst überlege mir bei solchen Fotos vorher stets "Wie würde eine einfache und durchaus "naive" Zeichnung davon aussehen?" 
Ein sehr schönes Beispiel dafür sind Pilze. Wenn man ein Kind einen Pilz zeichnen lässt, ist das nicht so schwierig und die Form eindeutig erkennbar. Und genauso geschieht das auch bei defokussierten Bildern.


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Mein Gedanke dahinter, ist der, dass der Betrachter sich sofort auf das Bild einlassen kann, auf die Gesamtwirkung ohne gedanklich zu rätseln was genau denn da abgebildet ist.


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Pflanzen eignen sich selbstverständlich auch für die defokussierte Fotografie. Gewiss gibt es eine Vielzahl von geeigneten Blumen. Besonders gut geht das meiner Erfahrung nach mit Buschwindröschen. Sie besitzen eine zarte, aber nicht zu verzweige Blütenform und sind durch ihre Form sehr leicht als Blüten zu erkennen. Die helle Farbe wirkt auch nicht zu dominant.

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Auch mit Mohn lassen sich interessante Bilder machen. Als Einzelblüte oder aber auch als Wiesenimpression.


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Libellen wenn sie freigestellt sind und ihre Körperform gut zur Geltung kommt sind für mich ideale Motive. Sie wirken in dieser Darstellungsart zum Teil etwas bizarr.


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Wichtig dabei ist, aus meiner Sicht, dass defokussierte Bilder dem Betrachter "etwas bieten". Während ein normales, scharfes Bild natürlich bei Naturmotiven sehr viele Details, Muster, Strukturen und Farben einer Pflanze oder eines Insektes zeigen kann, muss ein defokussiertes Bild mit der reinen Form des Objektes auskommen. Also braucht es ein paar andere Zutaten um den Betrachter zu fesseln. Reflexe, Farben der Umgebung und ein schönes Licht sind dabei für mich Grundvoraussetzung.
Hinzu kommt eine überlegte Bildgestaltung.
Ein defokussiertes Bild sollte also auch alle Eigenschaften eines konventionellen Fotos haben.
Die Schwierigkeit beim fotografieren besteht hauptsächlich darin, dass man wirklich nichts in der Schärfeebene hat und den Unschärfegrad genau bestimmt.
Das Foto sollte weder verwackelt, noch verunglückt wirken.


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 Auch mit Mehrfachbelichtungen lassen sich da schöne Effekte erzielen.
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Besonders gern fotografiere ich auch Spinnen auf diese Art und Weise. Insbesondere auch deren Netze, vielleicht noch mit Tautropfen wirken abstrakt und zum Teil bizarr und ungewöhnlich.
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Solche Fotos gefallen selbstverständlich nicht jedem Betrachter wobei ich immer differenziere ob jemand grundsätzlich keine derartigen Bilder mag oder eben speziell ein bestimmtes Bild nicht mag.
Für mich ist diese Art Fotografie sehr schwierig, sehr spannend und die Ergebnisse zum Teil sehr schön und auch manchmal an die Malerei angelehnt. 
Ein Tipp noch. Manchmal wirken solche Fotos besser wenn man den Betrachtungsabstand etwas vergrößert.
Auf jeden Fall gehört die defokussierte Naturfotografie für mich dazu und stellt eine von sehr vielen Möglichkeiten dar die Natur und ihre Ästhetik und Schönheit darzustellen.

Ines 

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